Neues Jahr, neue Wege?

Das neue Jahr 2024 ist schon ein paar Tage alt. Und wie jedes Jahr, ist ein kleiner Inspirationsgedanke ganz gut, finde ich zumindest. Ich präsentiere einen kleinen kaleidoskopischen Ausblick, den uns Teleskop „Euclid“ im letzten Jahr quasi als „Spoiler“ mitgegeben hat.

As always, first things first: Was sehen wir auf dem Neujahrsmotiv?

Es ist das Perseus Cluster mit vielen Galaxien und zwar in scharfer Aufnahme! Aufgenommen vom Teleskop „Euclid“ der ESA-Weltraummission, dass die ersten Vollfarbbilder des Kosmos zeigt. Um noch genauer zu sein, die sogenannte „Horsehead Nebula“ (zu Deutsch: „Pferdekopfnebel“). Für mich als Wahl-Stuttgarterin natürlich das perfekte Motiv!

Dennoch zeigt uns die Aufnahme noch mehr als nur einen sehr abstrakten Pferdekopf aus Nebel, Staubpartikeln und weit entfernten Sternen.

Zeitraffer von Euclid: So hat sich die Darstellung von Euclid im Laufe entwickelt – krasser Sprung oder?

Und warum sollte uns das jetzt interessieren?

Weil noch nie zuvor ein Teleskop in der Lage war, so gestochen scharfe astronomische Bilder über einen so großen Bereich des Himmels zu erstellen und so weit in das ferne Universum zu blicken.

Diese fünf Bilder veranschaulichen das volle Potenzial von Euclid. Sie zeigen, dass das Teleskop fähig ist, die bisher umfangreichste 3D-Karte des Universums zu erstellen, um verborgene Geheimnisse aufzudecken.

Euclid ist unser Detektiv für das dunkle Universum. Es hat eine schwierige Aufgabe: Es soll herausfinden, wie dunkle Materie und dunkle Energie unser Universum zu dem gemacht haben, was es heute ist.

95 % unseres Kosmos scheinen aus diesen unbekannten „dunklen Massen“ zu bestehen. Aber wir verstehen nicht, was sie genau sind, weil ihre Anwesenheit nur sehr subtile Veränderungen sowohl im Aussehen als auch in den Bewegungen der Dinge hat, die wir sehen können. Komplizierter Umstand? Ja, den Gedanken hatte ich auch!

Okay cool, aber was macht Euclid denn besser als andere Teleskope? Und warum ist auf der Karte so ein komischer roter Kreis?

Gute Frage! Das Besondere an Euclids Blick auf den Kosmos ist dessen Fähigkeit, in nur einer Sitzung ein bemerkenswert scharfes Bild im sichtbaren und infraroten Bereich eines großen Teils des Himmels zu erstellen. Deshalb der rote Kreis.

Die Bilder zeigen diese besondere Fähigkeit: Von hellen Sternen bis hin zu schwachen Galaxien wird fast alles gezeigt. Auch die Beobachtungen der Gesamtheit dieser Himmelsobjekte bleiben dabei extrem scharf, selbst beim Heranzoomen von weit entfernten Galaxien.

Der Wissenschaftler des Euclid-Projekts, René Laureijs, meint zudem folgendes: „Wir haben noch nie zuvor solche astronomischen Bilder gesehen, die so viele Details enthalten. Sie sind sogar noch schöner und schärfer, als wir es uns erhoffen konnten. Sie zeigen uns viele bisher ungesehene Merkmale in bekannten Bereichen des nahen Universums. Jetzt sind wir bereit, Milliarden von Galaxien zu beobachten und ihre Entwicklung im Laufe der kosmischen Zeit zu studieren“.

Kurzum: Es zahlt sich also aus, hohe Standards in Sachen Optik zu haben!

Und was soll das mit inspirierenden, neuen Wegen zu tun haben?

Euclids erster Blick auf den Kosmos ist nicht nur schön, sondern auch von unschätzbarem Wert für die wissenschaftliche Gemeinschaft.

Diese Bilder führen uns über den Bereich der dunklen Materie und der dunklen Energie hinaus und zeigen, wie Euclid eine Fundgrube für Informationen über die Physik einzelner Sterne und Galaxien schaffen wird.

Anfang 2024 beginnen deshalb neue Beobachtung der ESA in regelmäßigen Abständen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren, wird Euclid ein Drittel des Himmels mit noch nie dagewesener Genauigkeit und Empfindlichkeit vermessen. Neue, vielleicht noch spektakulärere Bilder, werden kommen und uns neue Erkenntnisse über unser Universum bringen.

Ich persönlich finde das nicht nur spannend, sondern auch immens motivierend. Routine statt jeden Tag neue Wunder zu erwarten? Genau! Quasi wie Sisyphos. Auch wenn ich schon seit über 10 Jahre als Designerin tätig bin, meine „langweilige“ Kreativ-Routine gibt mir jeden Tag die Möglichkeit neue Wege zu bestreiten.

Das klingt vielleicht komisch und erstmal nicht so wirklich intuitiv. Ich weiß, ging mir genauso. Bis ich Christoph Niemanns Credo mal kennengelernt hab:

„Handwerk und Routine sind natürlich weniger sexy als properes künstlerisches Genie. Aber sie helfen einem dabei, nicht verrückt zu werden.“

– Christoph Niemann

In diesem Sinne: Auf eine Reise voller Hoffnung, Wachstum und die Verwirklichung von Träumen – willkommen im Neujahr 2024!

 

PS: Am 3. Juni 2024 jährt sich der Todestag des Schriftstellers und gebürtigen Pragers Franz Kafka zum hundertsten Mal. Für eingefleischte Kafka-Fans wie mich heißt es daher: Ein Jahr voller Hommagen an Kafka und sein Werk – deshalb auch das sehr passende Zitat auf der Innenseite.